Beschreibung
Johann Adam Bergk war ein äusserst aktiver, mittlerweile aber weitgehend vergessener Autor der Aufklärung. Er war das, was man heute wohl einen Self-Publisher nennen würde. So hat er zwar einen eigenen Verlag geführt, in diesem aber hauptsächlich Werke aus seiner Feder, oft anonym oder unter verschiedenen Pseudonymen, publiziert. Auch die hier vorliegende Abhandlung über den Buchmarkt in Deutschland, wie er sich gegen Ende der Romantik darstellt, wurde von Ihm einzig unter Angabe der drei Buchstaben «k..b…h.» veröffentlicht. Das Büchlein wurde in den 1980er Jahren im Carl Winter Universitätsverlag Heidelberg als Faksimile-Ausgabe erneut herausgegeben und erfreute sich damals in der Buchbranche offenbar einiger Beliebtheit. Die Originalausgabe ist 1825, im Jahre der Gründung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, erschienen. Interessanterweise fordert Bergk am Ende seiner Abhandlung die Einführung eines gemeinsamen Anzeigers für den Buchhandel, welcher unter dem Titel “Börsenblatt” ein paar Jahre später auch erstmals und bis heute erscheint. Es war ihm sogar vergönnt, wenn auch nur für kurze Zeit, als Chefredakteur für die Branchenpublikation tätig zu sein.
Den bald 200 Jahre alten Beschreibungen der Welt der Buchhändler und Verleger kann man heute ohne Zweifel mit Belustigung begegnen. Allerdings bietet das Büchlein mehr als nur einen amüsanten, historischen Rückblick für Brancheninsider. Es zeigt uns einen Menschen, der, von den Idealen der Aufklärung befeuert, davon überzeugt war, dass Bücher die Welt besser machen können. Und er hat, trotz allen Rückschlägen, die unsere Gesellschaft seither hat erdulden müssen, recht gehabt. Dort wo sich Wissen frei bewegen kann, können Menschen sich zu verantwortlichen Individuen entwickeln. Die Aufgabe des Buchhändlers ist mitzuhelfen, Ideen zu verbreiten und Diskussionen anzuregen. Es ist nicht einfach eine Ware, die hier gehandelt wird, sondern ein Kultur- und Wissensträger. Diesen Idealen fühlte sich Bergk nicht nur als Autor, sondern auch als Buchhändler und Verleger verpflichtet. Als jemand, der vom geschrieben Wort leben musste, wusste er aber auch, dass neben allem Idealismus der unternehmerische Aspekt eine genauso wichtige Rolle spielt. Es geht darum die Balance zu finden, zwischen dem was man selber als wichtig und gut befindet und dem was man verkaufen kann. Ein guter Buchhändler ist nicht der, der am meisten Umsatz macht, sondern der, der ebendieses Gleichgewicht zwischen Geld und Geist findet.
Zum besseren Verständnis sei für Branchenunkundige noch erwähnt, dass in diesem Werk mit dem Begriff «Buchhändler» eigentlich der Verleger in seiner doppelten Rolle als Verlagsbuchhändler gemeint ist und nicht der heutige Sortimentsbuchhändler, der in dieser Schrift aber natürlich auch seinen Auftritt hat.
Die digitale Ausgabe dieses Werkes von buch & netz bietet im ersten Teil eine leicht an unsere heutige Schreibweise angepasste Version des Textes, im zweiten Teil ein unverändertes Transkript der Originalausgabe und im dritten Teil die Scans der einzelnen Seiten als Bilddateien. Dieser dritte Teil ist nur in der Online-Ausgabe, nicht in den E-Book-Varianten verfügbar.